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Riedler schenkte dem Einsatz der Maschinen in der
betrieblich-industriellen Praxis immer besondere Aufmerksamkeit. Dies
zeigte sich schon in seinen Berichten von den Weltausstellungen in
Philadelphia 1876 und Paris 1878, die ihm einige Anerkennung
einbrachten. Als einer der Ersten setzte Riedler systematisch
Indikatordiagramme zum Vergleich des Wirkungsgrads von Maschinen ein.
Bei seiner Berufung an die TH Berlin handelte er aus, dass er an der
Hochschule ein privates Konstruktionsbüro einrichten könne. Er
entwickelte schnellaufende Pumpen für den Einsatz in Wasserwerken und
zur Wasserhaltung in Bergwerken. Riedlers Expresspumpen waren zwar
nach wenigen Jahren durch neuere Konstruktionen verdrängt, die
grundlegende Idee, durch höhere Arbeitsgeschwindigkeit zu höherer
Effizienz zu gelangen, war jedoch wegweisend für den Maschinenbau.
- Gedenktafel gewidmet vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) im Gebäude „Neue Technik“ der Technischen Universität Graz.
[1]
- © TU Graz
Auch in der Ingenieursausbildung vertrat Riedler
einen konsequent praxisbezogenen Ansatz. Im Anschluss an die
Weltausstellung in Chicago 1893 besuchte Riedler zahlreiche
technische Lehranstalten in den USA. In einem Bericht empfahl er
insbesondere den praxisnahen Unterricht in reich ausgestatteten
Ingenieurlaboratorien als vorbildlich und forderte die Einrichtung
von Maschinenbaulaboratorien an den Technischen Hochschulen in
Deutschland. Bereits 1896 wurde an der TH Berlin das erste
Maschinenbaulaboratorium, unter Leitung von Emil Josse (1866-1940),
eingerichtet. Den Zeichenunterricht reformierte Riedler mit seinem
Werk "Das Maschinen-Zeichnen" (1896). Er propagierte exakte,
bemaßte, dem jeweiligen Zweck angepasste Schwarz-Weiß-Zeichnungen
und wurde damit zum Begründer des modernen technischen Zeichnens.
Im Jahr 1899 war Riedler Rektor der TH Berlin und führte in
dieser Position die Gespräche zur Vorbereitung der Hundertjahrfeier
der TH. Gemeinsam mit Adolf Slaby (1849-1913) gelang es ihm, dass
Wilhelm II. (1859-1941) den preußischen Technischen Hochschulen im
Rahmen dieser Feier das Promotionsrecht verlieh.
Riedler
hat sich intensiv mit der Entwicklung des Otto- und des Dieselmotors
befasst. 1903 richtete er das "Laboratorium für
Verbrennungskraftmaschinen" an der TH Berlin ein, das 1907 zum
"Laboratorium für Verbrennungskraftmaschinen und
Kraftwagen" erweitert wurde. Riedler übernahm die Leitung
dieses Laboratoriums und konstruierte dafür den ersten
Rollenprüfstand zur Untersuchung von Kraftwagen.
1897
erhielt er die Grashof-Gedenkmünze, die höchste Auszeichnung des
VDI, verliehen. Der Österreichische Ingenieur- und Architektenverein
ernannte ihn 1900 zum korrespondierenden Mitglied und verlieh ihm
1931 die Goldene Ehrenmünze. Im Alter von 70 Jahren wurde Riedler
1920 emeritiert. Er kehrte zurück nach Österreich und starb fast
vergessen am 25. Oktober 1936.
Literatur:
Karl-Heinz Manegold: Alois Riedler in W. Treue u. W. König:
Berlinische Lebensbilder Bd. 6 - Techniker, Berlin, Colloquium Verlag
1990, S. 293-307
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